Seit März diesen Jahres, angefeuert durch die Corona-bedingten Kontakt- und Arbeitsbeschränkungen, schossen online-Angebots-Formate wahrlich wie Pilze aus dem virtuellen Boden. Fitness am Bildschirm für Zuhause, die Studios sind ja zu. Es gab Meetings aller Art über Zoom, statt mit Personen wirklich einen überschaubaren Raum zu teilen.
Schöne Dinge gab es da, verbindend für Menschen, die vergleichsweise isoliert lebten, um sich und andere zu schützen.
Auch einige meiner KollegInnen gingen vermehrt online mit facebook lives, Zoom-Meetings oder Vorträgen…, doch für mich gibt es da eindeutig Grenzen der Sinnhaftigkeit. Nicht lang her, da sah ich sogar eine online(!)-Massage-Ausbildung mit Zertifikat – wie absurd!
Ich hatte und habe einigermaßen große Widerstände gegen die Mehr-online-Macherei. Zum Einen ist da sicherlich Befangenheit, mich selbst beruflich oder privat in ein neues Metier zu wagen, mich in einem Video einer breiteren Öffentlichkeit quasi unkontrollierbar auszuliefern. Dazu kommt die Frage, ob und wie ich das Herz meiner Arbeit, bei der es um Berührung geht, sozusagen technisch transportabel machen kann. Und will.
Dazu kommt meine eigene Erfahrung, hier und da ein online-Angebot gekauft, dann aber gar nicht adäquat genutzt zu haben… weil ich nicht die LUST hatte, so viel vor dem Bildschirm sein zu MÜSSEN. Eine frustrierende Erfahrung ist das, zu beobachten, wie die Werbung für das online-Produkt wirkt, wie ich mich entschied, Daten zu kaufen. Und nun sind die irgendwo, und ich versuche die Hoffnung nicht fallen zu lassen, dass ich noch mal einen Nutzen daraus ziehe, irgendwann… Es scheint, andere Dinge sind mir lieber.
JA! Es gibt tolle Sachen online, viele spannende und wichtige Dinge zu lernen, globale Vernetzung macht Quellen potentiell zugänglich, die mich durchaus interessieren. Und dann erlebe ich, wie es mir vor dem Bildschirm geht oder wie viel Zeit ich da verbringe in Relation zu Was-ich-davon-habe, und die Begeisterung verfliegt.
Ich nahm an Beiträgen einer Fach-Online-Conference teil, die ging über 10 Tage mit vielen parallel laufenden Angeboten. Nach einigen Stunden an zwei Tagen (mit Unterbrechungen natürlich) hatte ich keine Lust mehr, da nahm ein Pflichtgefühl überhand und simpler Laptopkonsumfrust. Ich bin nicht wieder eingestiegen.
Resultierend bin ich im Moment eher an dem Punkt: NEIN, ich will nicht mehr online Veranstaltungen besuchen! Und nein, ich will keine online-Veranstaltungen konzipieren und verkaufen. Und ich will online nix mehr verkauft bekommen, nicht mal mehr Werbung für online-Kram sehen. Black-Friday, Cyber-Weekend bla… überall kann ich „sparen“, soll kaufen, meine Energie in Form von Geld raushauen. Natürlich, damit ich am Ende erfolgreicher selbständig bin. Oder jemand anders halt. Nee, echt, lasst mich in Ruhe.
Zu guter Letzt fand ich heute dann noch einen Newsletter im Posteingang mit dem Betreff: „Warum digitale Auszeiten wichtig sind“. Ach ja, da fällt mir ein, man kann ja auch schon Apps fürs Meditieren und Entspannen kaufen. Ich nehm mein Smartphone in die Hand, um mal so richtig zu entspannen? Nein!
RAUS mit mir! Unter den freien Himmel, wo weder Wlan noch Bluetooth oder Elektrosmog die Schwingung verzerren. Mehr bewegen als nur meine Augen und die Finger! Weitwinkel und in die Ferne gucken. Und dann halt auch wieder rein und auf ne Kerze starren, oder in die Augen von jemand schauen, mit Zeit. Meiner Katze beim Schlafen zusehen und zuhören oder meinem eigenen Puls und Atem, mit geschlossenen und unter den Lidern sich entspannenden Augen. Das Rauschen der Heizung wahrnehmen und vielleicht an irgendeinem Punkt wirklich wieder da in meinem Körper ankommen, wo ich gerade sitze, ohne Ablenkung, Verfügbarsein, Pseudokontakt und Reagieren auf eingehende Was-auch-immer-Plings.
Also ja, ich scheue mich davor, mich selbst online mehr sichtbar oder wirksam zu machen.
Aber im Kern steckt hinter meinem Online-Muffeltum etwas anderes:
Will ich daran mitwirken, dass Menschen mehr Zeit vor der Technik, vor dem Bildschirm verbringen? Nein.
Will ich mehr Zeit mit Technik und vor dem Bildschirm verbringen, um etwas zu schaffen? Nicht wirklich.
Ich mach nicht mit beim online-Wahn. Jetzt.
Naja, nur ein bisschen.
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