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AutorenbildInes Koßmagk

Trotz allem: Für das Versprechen

Dieser Blogartikel hat eigentlich kein Thema, oder vielleicht am Ende doch eines. Versprechen einhalten - no matter what.


Am 18. November verpflichtete ich mich meinem engsten Freundeskreis gegenüber, zunächst bis Jahreende einmal wöchentlich einen Blogartikel zu veröffentlichen. Wir treffen uns immer mittwochs im Kreis, und demnach war Mittwoch nun immer mein Stichtag. Bei Nichterfüllen sollten jeweils 50 Euro in unsere Gemeinschaftskasse gehen. Die Vorgeschichte ist, dass ich online teilnahm an einem Trimester der Sympatexter Academy (Judith Peters), um ins regelmäßige Schreiben zu kommen. Der Start dort war einigermaßen enthusiastisch, so entstand auch mein allererster Blogartikel. Aber nach drei, vier Wochen fiel ich irgendwie raus, hatte mich übernommen. Ich kam nicht wieder ins Schreiben und musste mir eingestehen, dass ich offensichtlich doch andere Dinge lieber mache. Das Trimester mit der Unterstützung läuft in ein paar Tagen aus, und ich bedauerte, hatte den Eindruck, Geld umsonst investiert zu haben und selbst dafür verantwortlich zu sein.


Ich hätte es einfach auslaufen lassen können, einfach nicht mehr hingucken, das Ganze abschreiben. Dann hätte ich kurz Erleichterung ob der wegfallenden Pflicht, etwas wie Freiheit verspürt. Aber ich hätte ziemlich sicher das Schreiben nicht wieder aufgenommen und eher einen Verlust erlebt, sogar die Bewertung von Scheitern war dabei.



Daher entschied ich mich anders. Ein Freund aus dem Kreis kam raus mit dem Wunsch danach, sich wöchentlich einer Aufgabe zu stellen, und da witterte ich die Chance! Ich schloss mich an und habe seitdem mein Versprechen eingehalten, was sich gut anfühlt.

Es ist ein Versprechen an mich selbst, dran zu bleiben, auch wenn es mal schwer geht und das Ergebnis in meinen Augen nicht perfekt ist. Ein Versprechen, auch etwas rauszugeben, ohne dass es lang geplant oder wissenschaftlich überprüft ist. Etwas von mir zu zeigen, ohne lange abzuwägen. Das darf sich ändern, und sicher werde ich einige Artikel überarbeiten, erweitern in Zukunft oder mit mehr Struktur schreiben. Doch mir war klar, dass es für den Beginn darum ging, dass ich es einfach mache, wie auch immer es wird, was auch immer im Weg zu stehen scheint.


In den letzten Wochen ging es mehr oder weniger leicht, das Schreiben. Doch diese Woche hatte ich trotz mehrerer Anläufe keine Idee, worüber ich schreiben möchte. Oder mögliche Themen schienen mir zu umfangreich, um sie in der kurzen Zeit anzuhandeln. Es ging soweit, dass ich anfing, mich damit zu quälen. Das war der Punkt, an dem ich ernsthaft erwog, die 50 Euro zu zahlen, nur um mich von dem unangenehmen Gefühl zu befreien. Ich wollte viel lieber Plätzchen backen, spazieren gehen oder Fenster putzen! Stattdessen kostete es mich viel Zeit, eben nicht zu schreiben, krampfhaft zu suchen und mich eher unproduktiv abzulenken.


Gestern schrieb mir ein Freund, ich könne doch auch mal aussetzen, solle mich nicht damit quälen. Doch ich konnte es nicht abhaken, es fühlte sich nicht gut an. Heute ist Stichtag, und ich nahm mir gestern vor, mir das Thema in der Nacht zu träumen.

Als ich erwachte, konnte ich mich nur vage an meinen Traum erinnern, eher an die Gefühle. Grob ging es um Enttäuschung und Schmerz über das Verhalten eines Freundes, mehrerer Freunde sogar. Und interessant, jetzt beim Schreiben fällt mir wieder mehr zum Inhalt des Traumes ein. Der Kern des Traumes: Ich empfand Schmerz, weil jemand eine Zusage mir gegenüber nicht eingehalten hatte.


2020 ist ein Jahr, in dem ich mich mehr und mehr auf mich selbst zurückgeworfen erlebe oder besser gesagt, mich bereitwilliger auf mich selbst beziehe als früher. Im Sommer heiratete ich mich selbst, dazu später mal mehr.


Um mir selbst die Erfahrung zu schenken, dass ich Versprechen mir gegenüber halten kann, schreibe ich diesen Artikel. Oft genug habe ich mich vermeintlich selbst im Stich gelassen, indem ich Versprechen gab und nicht einhielt. Gute Gründe dafür gab es natürlich immer, keine Zeit, keine Lust, etwas anderes "war dran" oder wichtiger.


Ich möchte etwas Neues wagen und mir vertrauen können.

Dafür ist dieser Text vielleicht sogar ein Start.

Ich halte, was ich mir verspreche.


Dann kann jetzt auch Weihnachten kommen.

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